Die Jugend hat die Opfer von Auschwitz würdevoll geehrt

Während die große Politik den 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz zu überflüssigen politischen Demonstrationen missbrauchte, machte die Jugend in Straßburg alles richtig.

Gestern gedachten Jugendliche in Strassburg der Opfer von Auschwitz. Würdevoll. So, wie es sein sollte. Foto: Claude Truong-Ngoc / Eurojournalist(e)

(KL) – Wie unendlich schade, peinlich und unangemessen die Gedenkfeierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz doch waren! Der russische Präsident Wladimir Putin blieb den Gedenkfeierlichkeiten einfach fern, schmollend, dass er nicht eingeladen war – dabei waren alle Staatschefs über ihre Botschaften in Warschau eingeladen gewesen. Doch Putin schien es an diesem Tag wichtiger zu sein, ein politisches Konfliktsignal auszusenden, als sich vor den Opfern des Faschismus zu verneigen.

An einem solchen Gedenktag sollten eigentlich protokollarische Fragen im Hintergrund stehen. Und es wäre schön gewesen, wenn man an diesem 27. Januar auch die Rote Armee und deren 1. Ukrainische Front hätte ehren können, die das Kunststück schaffte, 7.500 Menschen vor dem sicheren Tod durch Folter, Erschöpfung oder Gas zu retten.

Sei’s drum – zum Glück haben wir noch unsere Jugend. Eine Jugend, die deutlich sensibler mit solchen historischen Daten umgeht als die große Politik. Gestern gedachten Jugendliche aus dem Elsass auf dem jüdischen Friedhof in Straßburg-Cronenbourg der Opfer der wahnsinnigen Nazi-Ideologie und angesichts der jüngeren Ereignisse war es geradezu berührend zu sehen, wie Jugendliche mit ganz unterschiedlichem kulturellem und religiösem Hintergrund gemeinsam der Opfer der Barbarei gedachten.

Da ist es eigentlich egal, dass es die Vertreter der großen Politik offenbar für wichtiger erachten, an einem solchen Tag „politische Kommunikation“ aus egoistischen Gründen zu betreiben. Viel wichtiger ist, dass die Jugend Europas versteht, dass unter den Nazis schrecklichste Verbrechen geschehen sind und dass man sich dafür einsetzen muss, dass so etwas nicht wieder passiert.

Wenn Auschwitz am Ende als Symbol dazu dienen kann, dass sich die Barbarei des Faschismus nicht wiederholt, wenn sich die Jugend Europas fest vornimmt, Seelenverkäufern und Brunnenvergiftern nicht zu folgen, dann hat auch die Gedächtnisarbeit einen Sinn. Und sollte Jahr für Jahr mit gleicher Intensität wiederholt werden. So lange, bis es keine Neofaschisten mehr gibt und die Welt verstanden hat, dass eine solche Barbarei unmenschlich ist. Vielleicht sollten wir unseren Kindern etwas häufiger zuhören.

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