Ernst des Lebens: Jetzt muss Frankreich in die Hände spucken…

Nach den ewig langen Sommerferien geht in Frankreich das neue Schuljahr los, die berühmte „Rentrée“. Doch viel Zeit bleibt den Franzosen bis zum Winter nicht, denn ab Ende November ist das Jahr vorbei.

Für Schüler und Studenten geht das neue Schuljahr los. Für alle anderen auch. jetzt muss man Gas geben! Foto: Pierre Rudloff / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Jetzt heißt es Vollgas geben für die Franzosen. Und das fällt schwer, denn nach praktisch zwei Monaten Sommerferien ist das Umschalten zwischen dem süßen Far Niente und dem normalen Arbeitstrott alles andere als einfach. Doch dieses Jahr ist der Zeitrahmen besonders eng gesteckt – bis Ende November muss die Politik alles halbwegs auf der Reihe haben, denn genau so zuverlässig, wie man beim Nachbarn zwei Monate im Sommer die Füße hochlegt, nimmt man ab Anfang Dezember auch den Gang heraus, denn dann beginnen die „Fête de fin d’année“, also Feierlichkeiten, Abendessen, Empfänge und anderes. Dabei wird in Frankreich im Dezember sogar noch gewählt – nämlich die Räte und Präsidenten der neuen Superregionen.

In Frankreich gibt es einen Ausdruck, den man nur schwer ins Deutsche übersetzen kann, den „Blues de la Rentrée“, was am ehesten noch „Depression zum Sommerende“ bedeutet. Unter diesem Syndrom leidet in dieser Woche das ganze Land, denn wenn Schuljahr, Arbeit und der Alltagstrott wieder losgehen, fällt es manch einem nicht leicht, wieder in den Rhythmus zu kommen.

Dabei steht speziell in Ostfrankreich grade so viel auf dem Spiel: Die neue Superregion muss ausgestaltet werden, es müssen unter hohem Zeitdruck Verhandlungen geführt werden, die Politik muss sich auf die neuen Verwaltungsstrukturen einstellen, die Menschen müssen sich daran gewöhnen und das alles in Rekordzeit, denn zum 1. Januar werden diese neuen Regionen Realität werden. Also hat man nun gerade mal drei Monate Zeit, alles zu erledigen, was dieses Jahr noch ansteht. Anders gefragt – was wird dabei alles auf der Strecke bleiben?

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit? Zwar sieht man das beeindruckende Beispiel der neuen Tramanbindung zwischen Straßburg und Kehl, doch was ist mit dem Rest? Hatten wir nicht mal einen Eurodistrikt Straßbur -Ortenau, der angeblich seit geraumer Zeit eine neue Generalsekretärin hat? Die tolle, eigene Projekte aufsetzen sollte und diesen Eurodistrikt zu neuen, ungeahnten Höhen entwickeln sollte? Was ist denn damit nur passiert? Der nächste Rohrkrepierer?

Wahrscheinlich wird man sich zum Thema der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit künftig vor allem mit der Eurometropole Straßburg beschäftigen müssen, bei der man noch am ehesten das Gefühl hat, sie würde sich dafür interessieren, was auf der anderen Rheinseite passiert. Und was ist auf unserer Seite los? Was machen die 5 kreisfreien Städte der Ortenau, was macht der Landkreis? Und wir haben hier noch nicht mal den „Blues de la Rentrée“… Also, Ärmel hochkrempeln und Vollgas geben. Geschichte passiert nicht, sondern sie wird gemacht…

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