Frau Präfektin muss ihre Hausaufgaben machen
Im Eilverfahren wurden gestern zwei Klagen gegen die am Samstag eingeführte Maskenpflicht auch im Freien verhandelt. Die Präfektur muss nun nachbessern, oder die Anweisung wird ungültig.
(KL) – Das war eine Überraschung! Das Verwaltungsgericht Straßburg hat die Anordnung der Präfektin Josiane Chevalier, die das Tragen eines MNS auch in Freien in allen Städten des Elsass vorschreibt, in denen mehr als 10.000 Menschen leben, so nicht stehen lassen wollen. Die Präfektur hat nun bis zum 7. September Zeit zum Nachbessern, andernfalls wird die Anweisung ungültig.
Die Anweisung zum Tragen eines MNS auf dem Stadtgebiet Straßburgs hat Ärger, Widerstand und offene Aggression ausgelöst. Selbst in zentrumsfernen Viertels oder im Wald muss die Maske getragen werden – vermutlich um zu verhindern, dass sich die Bäume anstecken. Die Franzosen und speziell die Elsässer haben ihr Maß an Unbill in der bisherigen Coronakrise gehabt. Geduldig ertrugen sie das fast dreimonatige Eingesperrtsein, hielten sich weitgehend an die Vorschriften und tun das mehrheitlich auch heute noch. Warum die Präfektur in einer Situation, in der zwar die Infektionen steigen, die Krankenhäuser aber leer bleiben und es kaum noch Opfer des Covid-19 gibt, eine derart restriktive Anordnung erlassen musste, das weiß wohl nur Josiane Chevalier.
Das Verwaltungsgericht sah das nun allerdings anders. Bis zum 7. September muss die Präfektur konkret nachbessern und für diese Maskenpflicht im Freien Uhrzeiten und besonders belebte Orte definieren. Tut sie das nicht, wird ihre Anordnung sofort ungültig.
Dieses ist eine weise Entscheidung, denn es gibt eigentlich gar keine Orte mehr, an denen sich die Menschen drängen. In Bussen und Trams, in Geschäften und Restaurants (wenn man sich dort beispielsweise für den Gang zur Toilette bewegt), herrscht die Maskenpflicht ohnehin. Touristen sind praktisch keine mehr in der Stadt, was daran liegt, dass die überwiegende Anzahl Touristen in diesem Jahr Franzosen waren und die sind nun alle wieder daheim – auf dem Münsterplatz könnte man momentan Frisbee spielen…
Am Montag wird man sehen, ob die Präfektin, die sich bereits während des Lockdowns durch Anordnungen wie die Sperrung der Ill-Ufer ausgezeichnet hatte, als die Straßburger ihre mickrige Stunde Ausgang nicht mehr am Wasser verbringen durften, mit neuen Ideen aufwartet. Allerdings sollte man auch die Zeichen der Zeit erkennen – die Menschen haben nach einem halben Jahr Corona-Mist die Nase voll. Und wollen wenigstens draußen wieder frei atmen können.
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