„Gilets jaunes“ – jetzt wird es unangenehm

Die französische Protestbewegung, die sich auf einen Aktionstag am 17. November beschränken wollte, läuft jetzt völlig aus dem Ruder.

Die gelben Warnwesten sind sauer. Aber jetzt bringen sie die Franzosen gegen sich auf... Foto: Jean-Paul Corlin / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die einen wollen, dass der Benzinpreis gesenkt wird (verständlich), die anderen protestieren allgemein gegen höhere Steuern (auch verständlich), wieder andere protestieren gegen die „Lügenpresse“ (Pegida lässt grüßen) und ein paar der „Gilet jaunes“ möchten auch gleich noch den Staat abschaffen. Nach dem großen Aktionstag am Samstag sind jetzt noch diejenigen dabei, die Straßen zu sperren, die von nichts anderem mehr angetrieben werden als der reinen Lust an der Randale. Und die findet auch statt.

Die Kollegen von RTL haben die Sprecherin des „Collectif 95“ Laëtitia Dewalle interviewt und deren Aussagen zum Ziel dieser Protestaktion stimmen nachdenklich. Sie fordert ein „Referendum, damit Herr Macron seine Position als Präsident der Republik legitimieren kann“. Vermutlich hat die Dame in ihrer Aufregung vergessen, dass Herr Macron durch eine demokratische Wahl in sein Amt gekommen ist und von daher seine Präsenz in diesem Amt bis zum Ende seiner Amtszeit nicht mehr zu legitimieren hat. Allerdings zeigt die Aussage, dass es den „Gilets jaunes“ nur noch darum geht, auf den Putz zu hauen – mit ernstzunehmenden politischen Forderungen hat das nichts mehr zu tun.

In der Zwischenzeit häufen sich die Zwischenfälle an den Stellen, an denen die „Gilets jaunes“ den Verkehr blockieren. Rassistische und homophobe Zwischenfälle werden gemeldet, Videos zirkulieren, in denen Demonstranten dunkelhäutige MitbürgerInnen auch körperlich angreifen und diesen empfehlen, „doch zurück in den Dschungel zu gehen“. In anderen Fällen wurden Autofahrer genötigt, eine gelbe Warnweste anzuziehen, um weiterfahren zu dürfen. Die Videos von diesen Zwischenfällen zeigen deutlich, was von dieser „Revolution von unten“ zu halten ist.

Die Wut, die die Demonstranten gerne auf die Regierung kanalisieren würden, richtet sich nun langsam gegen sie selbst. Gestern kam es zu mehreren Zwischenfällen, bei denen entnervte Auto- und Fernfahrer mit den Demonstranten handgreiflich wurden, es gab wieder Verletzte, es gab wieder Festnahmen.

Das Frankreich, das sich nun bei diesen „Aktionen“ zeigt, das ist das Frankreich, das an Sachsen erinnert. Nationalistisch, aggressiv, fremdenfeindlich, nur aufs eigene Portemonnaie bedacht. Am Samstag konnte man mit den Demonstranten noch diskutieren, doch diejenigen, die nicht mitbekommen haben, dass sich diese Proteste auf den Samstag beschränkten, diskreditieren durch ihre Aktionen diese gesamte Protestbewegung. Wer will schon solidarisch mit Ausländerhassern in gelben Warnwesten sein? Das letzte Mal, das in Europa Menschen gezwungen wurden, ein gelbes Erkennungsmerkmal gegen ihren Willen zu tragen, war in Deutschland in den 30er Jahren. Will Frankreich wirklich dorthin?

1 Kommentar zu „Gilets jaunes“ – jetzt wird es unangenehm

  1. Herr Littmann, der letzte Satz ist in diesem Kontext nicht angebracht. Sie diskriminieren.

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