Heute startet das Weltforum für Demokratie in Straßburg

„Freiheit oder Kontrolle“, so lautet der Titel der 4. Ausgabe des „Weltforums für Demokratie“, das heute offiziell in Straßburg beginnt. Mit einer Aktualität, die sich keiner der Teilnehmer gewünscht hatte.

Die Thematik des 4. Weltforums für Demokratie ist aktueller, als wir uns das gewünscht hätten. Foto: Council of Europe

(KL) – Zunächst stand die Frage im Raum, ob das 4. Weltforum für Demokratie in Straßburg überhaupt stattfinden kann, angesichts der Ereignisse in Paris. Auf Rückfrage bestätigte Nawel Rafik-Elmrini, die Straßburger Beigeordnete Bürgermeisterin für Internationale Angelegenheiten und Koorganisatorin dieser Veranstaltung, dass man die Veranstaltung unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen, aber auf jeden Fall durchführen wolle, denn „ansonsten würden wir den Terroristen Recht geben“. Die Thematik, die ab heute bis zum Wochenende in Straßburg von Experten, Journalisten, Politikern und Prominenten diskutiert wird, könnte aktueller nicht sein – „Freiheit oder Kontrolle“.

Gemeinsam vom Europarat, der Stadt Straßburg, der Region Elsass und weiteren Partnern organisiert, hat sich das „Weltforum für Demokratie“ seit den ersten drei Ausgaben weiter entwickelt und legt heute eine deutlich höhere Ambition an den Tag als noch in den ersten Jahren. So ist es dann auch kein Zufall, dass einer der Hauptpartner dieses Forum die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ ist – die in Straßburg auch gleich noch ihr 30jähriges Bestehen feiert. Das Weltforum wird erwachsen und entwickelt erfreulicherweise gleich mehrere Ambitionen – unter anderem diejenige, dass von ihm konkrete Impulse ausgehen, wie beispielsweise letztes Jahr, als verschiedene Aktionen für Raif Badawi gestartet wurden, die zwar noch nicht zur Freilassung des saudischen Bloggers und Sacharov-Preisträgers geführt haben, aber immerhin schon einmal zu einer leichten Abmilderung seiner archaischen Strafe.

Wo endet die Freiheit, wie viel Kontrolle brauchen wir, als Bürger, als Journalisten, als Staaten? Angesichts der Ereignisse von Paris werden viele Positionen hinterfragt werden und sie müssen auch hinterfragt werden. Welche Rolle spielen Geheimdienste? Hierzu ist es den Veranstaltern gelungen, Experten wie „Whistleblower“ und ehemalige Analysten des amerikanischen Geheimdienstes NSA an den Gesprächstisch zu bringen.

Wie frei dürfen, sollen, können Medien berichten? Auch diese Frage wird sicher kontrovers diskutiert werden, zu einem Zeitpunkt, zu dem der französische Staat gerade versucht, sein wichtigstes Online-Medium „Mediapart.fr“ über fiskalische Tricks mundtot zu machen – offenbar hat „Mediapart“ zu viele politische Karrieren mit seinem investigativen Journalismus beendet. Auch darüber wird zu reden sein.

Das Programm ist in zwei Teile aufgeteilt – das Programm „In“, das unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen überwiegend im Europarat stattfindet und für das bestimmte Zugangskriterien gelten, die über die Internetsite des Weltforums für Demokratie abgerufen werden können und das Programm „Off“, das bereits seit Montag überall in Straßburg stattfindet. Konzerte, Ausstellungen, Kolloquien, Theater – das Thema „Freiheit oder Kontrolle“ ist so breit angelegt, dass es viele kreative Köpfe auf den Plan ruft.

Beim „Weltform für Demokratie“ wird natürlich auch Paris in den Köpfen der Teilnehmer herumspuken – und viele überdenken gerade ihre Positionen angesichts der Attentate und auch der weiteren Bedrohung. Da ist es im Grunde eine gute Sache, dass dieses Forum genau jetzt ansteht, damit auch die eigenen Reaktionen reflektiert werden können. Denn momentan, unter dem Schock der Ereignisse, könnte man meinen, dass sich gerade alle daran machen, mit geschultertem Gewehr in Richtung arabische Welt zu ziehen – und auch das kann keine Lösung sein.

Sie finden das ganze Programm „IN“ (in englischer Sprache), wenn Sie HIER KLICKEN.

Sie finden das ganze Programm „OFF“ (in französischer Sprache), wenn Sie HIER KLICKEN.

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