Macron verkündet Maßnahmen-Paket gegen das Coronavirus

Der französische Präsident hat gestern Abend eine Reihe von Maßnahmen verkündet, mit der Frankreich die Coronavirus-Krise auf mehreren Ebenen in den Griff bekommen will.

Emmanuel Macron verkündete gestern Abend seinen Massnahmen-Katalog gegen das Coronavirus. Foto: ScS EJ

(KL) – Emmanuel Macron nutzte die Gunst der Stunde. Das Coronavirus gab ihm die einmalige Chance, mit einer gelungenen Rede an die Nation diese zur Einheit im Kampf gegen einen gemeinsamen Feind aufzurufen. Hierzu, so seine Botschaft, muss die Nation zusammenstehen, was dann eine Art „Time-Out wegen höherer Gewalt“ für all die Sozialkonflikte der letzten 15 Monate darstellt. Daher hält er, trotz vieler gegenteiliger Empfehlungen und Anordnungen, am Termin für die Kommunal- und OB-Wahl in Frankreich am kommenden Sonntag und dem darauffolgenden Sonntag für die Stichwahl fest. Denn einen besseren Termin für diese Wahl kann er nun nicht mehr bekommen.

Die sanitären Empfehlungen Macrons stammen aus der medizinischen Abteilung des Gesundheitsministeriums – über 70 Jahre alte Menschen, behinderte Menschen, chronisch Kranke oder Menschen mit Erkrankungen der Atemwege, sollen daheim bleiben. Zumindest so viel und lange wie möglich. Die Hygiene-Empfehlungen sollen umgesetzt werden. Händewaschen mit Seife. Mindestabstand zu anderen halten, soziale Kontakte herunterfahren.

Ab Montag werden bis auf Weiteres in ganz Frankreich die Schulen, Kindergärten, Krippen und Universitäten geschlossen. Ein Endtermin für diese Maßnahme steht noch nicht, hier muss die weitere Entwicklung abgewartet werden. Durch diese Maßnahme erhofft man sich eine Verlangsamung der Ausbreitung, da offenbar viele junge Menschen „gesunde“ Träger des Virus sind und entsprechend schnell für die Ausbreitung sorgen können. Allerdings bedeutet dies auch, dass sich viele Eltern sehr schnell ganz neu organisieren müssen. Macron versprach für Eltern, die in Pflegeberufen arbeiten, einen Betreuungsdienst für deren Kinder einzurichten, damit die Eltern weiter an der medizinischen Front helfen können.

Gleichzeitig forderte Macron die Unternehmen auf, ihren Mitarbeitern im Rahmen des Möglichen Telearbeit von daheim zu ermöglichen, was dann wiederum die Betreuung der Kinder erleichtern könnte.

Ähnlich wie Deutschland wird auch Frankreich den Unternehmen die Kurzarbeit erleichtern und dafür die Kosten übernehmen. Ziel ist es, keine Arbeitsplätze zu verlieren, nachdem sich die französische Wirtschaft gerade erst erholt hatte und deutliche Zeichen des Aufschwungs zeigte.

Emmanuel Macrons Ansprache war tatsächlich der Aufruf an die Nation, sich in der Stunde der Bedrohung wie ein Mann aufzustellen. Alle Ratschläge der Wissenschaftler und Experten zu befolgen. Risiken zu minimieren. Solidarisch zu sein und auf den Nächsten zu achten. Es war – eine gute Rede und die Maßnahmen waren durchaus abzusehen. Wäre da nicht die Beibehaltung des Wahlsonntags, bei dem die Risikogruppen genau das Gegenteil dessen tun sollen, was ihnen gerade empfohlen wurde.

Zum Wählen dürfen auch die Risikogruppen an die frische Luft und sich dort versammeln, wo sich ganz viele andere Menschen versammeln. Man wird sicherlich zu Beginn auf den Meter Mindestabstand achten, was dann aber wieder die Warteschlangen sehr lang werden lässt. Dort werden die Menschen reden, diskutieren, lachen und dabei das Virus von einem zum anderen weiterreichen. Es dürfte auch nur bedingt möglich sein, für jeden Wähler und jede Wählerin die gesamte Kabine (samt Vorhang, Handauflage, Wahlzettel etc.) zu desinfizieren – weswegen man Personen aus der Risikogruppe eher anraten müsste, nicht wählen zu gehen. Aber nun ist es, wie es ist, der Präsident hat die Franzosen ziemlich offen darüber informiert, dass die nächsten Tage, Wochen und Monate ziemlich schwierig werden könnten und wie das genau aussieht, wird man ab Montag sehen, wenn die Wahlergebnisse vorliegen und die Schulen auf unbestimmte Zeit schließen. Emmanuel Macron hat Recht, wenn er sagt, dass wir gerade erst am Anfang dieser Pandemie stehen – bleibt zu hoffen, dass sein Wunsch nach mehr europäischer Kooperation zum besseren Management in den Hauptstädten der EU gehört wird.

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