Rencontres – Begegnungen

Im neuen „Europäischen Forum am Rhein“ an der Pflimlin-Brücke bei Altenheim findet bis zum 10. Januar 2020 eine bemerkenswerte Ausstellung statt: „Rencontres – Begegnungen“.

Manfred Hammes und Rainer Ehrt in der Ausstellung "Begegnungen - Rencontres" und der Vorstellung des gleichnamigen Buchs. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Das neue „Europäische Forum am Rhein“ hat zwar erst am 26. September 2019 offiziell seine Pforten geöffnet, aber dennoch läuft der Betrieb bereits auf Hochtouren. Die Theatertruppe BAAL NOVO hat hier ihre wunderbare neue Spielstätte bereits eingeweiht, im Erdgeschoss kann man im Café sitzen und laut Architekt und Bauherr Jürgen Grossmann ist die gesamte Anlage bereits vermietet. Und auch die erste Ausstellung läuft bereits und die sollte man nicht verpassen – der international anerkannte Zeichner, Graphiker, Illustrator und Multitalent Rainer Ehrt stellt einen Bildersatz aus, der sehr einfühlsam einen Querschnitt durch die deutsch-französische Geschichte mit ihren Aufs und Ab zeigt – und diese Ausstellung begleitet das Erscheinen des wunderschönen Bands „Rencontres – Begegnungen“, mit eben diesen Zeichnungen von Rainer Ehrt und den nicht minder fesselnden Texten von Manfred Hammes, dem literarischen Tausendsassa aus der Ortenau, dessen Schriftstellerkarriere nicht mehr aufzuhalten ist – nach „Durch den Süden Frankreichs“ ist ihm mit seinem kongenialen Partner Rainer Ehrt wieder ein ganz großer Wurf gelungen.

Die mit interessanten Anekdoten und Fußnoten der Geschichte und seinem typisch trockenen Humor gespickten Texte erzählen Begegnungen zwischen großen (und weniger großen) deutschen und französischen Persönlichkeiten der Geschichte zwischen beiden Ländern. Wie viele Gläser Rotwein nötig waren, um auf die Idee zu kommen, nicht nur wahre historische Begegnungen darzustellen, sondern auch Begegnungen zu erfinden, das wollten die beiden Künstler nicht so genau verraten… umwerfend, der Strandspaziergang von Loriot und Jacques Tati und dem sich dabei entspinnenden Dialog; sehr witzig die Darstellung der (um knapp 400 Jahre verpassten) Begegnung zwischen dem französischen König Henri IV. und dem deutschen Schriftsteller Heinrich Mann – der Umstand, dass beide einen sehr ähnlichen Geschmack für Frauen hatten, reicht Heinrich Mann, um Henri IV. eine Gauloise aus der typisch blauen Packung anzubieten.

Die gezeichneten und getexteten deutsch-französischen Begegnungen beginnen mit Voltaire und Friedrich dem Großen, dem Sonnenkönig Louis XIV., streifen ein denkwürdiges Frühstück zwischen Napoleon Bonaparte und Goethe, rauschen an Revolutionären, Künstlern, Denkern vorbei und landen mit General de Gaulle und Konrad Adenauer in einer neuen Phase der deutsch-französischen Konstruktion. Das wurde auch Zeit, denn wie man Texten und Zeichnungen entnehmen kann, waren die deutsch-französischen Begegnungen zwar immer von gegenseitiger Neugier, sogar von einem gegenseitigen Minderwertigkeitskomplex geprägt, es gab ebenso viel Trennendes wie Verbindendes, doch seit den beiden Architekten des Elysee-Vertrags hat sich vieles verändert.

Und so schwingt das Buch fröhlich aus, mit Karl Lagerfeld und Yves Saint-Laurent und einer Hommage an den König der Illustratoren Tomi Ungerer. Der Großmeister aus dem Elsass zählt auch zu denjenigen Künstlern, von denen Rainer Ehrt beeinflusst ist, in dessen international preisgekrönten Zeichnungen (World Press Award Cartoon, Veröffentlichungen in der New York Times, Süddeutsche Zeitung, FAZ, Manager Magazin, Cicero etc.) die gleiche liebevolle Bosheit wie auch bei Tomi Ungerer zu entdecken ist, auch, wenn beide einen ganz anderen Federstrich haben.

Ein Besuch dieser Ausstellung im „Europäischen Forum am Rhein“ lohnt sich, denn sie verrät auf vielfältige Weise das, was in den deutsch-französischen Beziehungen gut läuft und auch das, was noch zu entwickeln ist.

Alle praktischen Infos (genauer Standort, Anfahrt, Öffnungszeiten etc.) gibt es unter DIESEM LINK.

Der wunderschöne Band „Begegnungen – Rencontres“ von Manfred Hammes und Rainer Ehrt ist im Verlag „Edition du Signe“ erschienen (in einer vom Verlag ebenso schön gestalteten Konfektion!) und hat die ISBN-Nummer 978-2-7468-3835-2 und ist ein Schmuckstück in jeder Bibliothek!

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