Stehende Züge: Die GDL plant offenbar den Mega-Streik

Die Fronten verhärten sich weiter - die GDL plant einen 91-Stunden-Streik. Obwohl die Bahn ein neues Angebot vorgelegt hat und die EVG angeboten hatte, gemeinsam zu verhandeln.

Ja, ja, schon klar, alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm das will. Fängt aber an, richtig öde zu werden. Foto: Deutsche Fotothek / 10_0000346 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0de

(KL) – Die GDL, die Gewerkschaft der Lokführer, arbeitet weiter munter am Ende der kleinen Gewerkschaften. Mit der Ankündigung eines neuen Streiks, dessen genaue Daten am Nachmittag noch nicht veröffentlicht wurden, treibt es GDL-Chef Claus Weselsky auf die Spitze. In einer Form, dass er mittlerweile sogar schon die Unterstützung der großen Gewerkschaftsverbände verloren hat, die natürlich auch sehen, dass die GDL in ihrem Streben nach mehr Macht und Einfluss gegenüber dem größeren Konkurrenten EVG Arbeitsministerin Andrea Nahles die Rechtfertigung für deren Gesetzesvorhaben liefert, mit dem faktisch kleinere und spezialisierte Gewerkschaften überflüssig gemacht werden.

Die Stimmung im Land ist inzwischen umgekippt, da die Menschen verstanden haben, dass es der GDL nicht um die Verbesserung der Arbeitskonditionen der von ihr vertreten Lokführer geht, sondern um den Versuch, der größeren EVG Mitglieder in den Bereichen Zugbegleiter und Rangierpersonal abzujagen. Dieser “politische Missbrauch” des Streikrechts wird von breiten Teilen der Bevölkerung als unzulässig betrachtet, zumal bis heute nicht eindeutig geklärt ist, ob die dieser Streikwelle zugrunde liegende Urabstimmung überhaupt korrekt ausgezählt wurde.

Am Wochenende hatte es mehrere Treffen zwischen Bahnchef Weber und GDL-Chef Weselsky gegeben, wobei zwei nicht miteinander vereinbare Positionen aufeinander trafen und letztlich zum Abbruch der Gespräche führten. Die GDL besteht auf die Pluralität der Tarifverträge, die Bahn lehnt dies ab. Schade, dass der sinnvolle Vorschlag der EVG, man möge doch gemeinsam (EVG und GDL) mit der Bahn verhandeln, passte Weselsky auch nicht ins Konzept. Er will ja schließlich nicht mit der EVG kooperieren, sondern ihr Mitglieder und damit Macht abjagen.

Spitzenfunktionäre anderer Gewerkschaften wie der IG Metall oder von ver.di zeigten sich angesichts der Haltung der GDL verständnislos. Dabei könnten sie eigentlich entspannt sein, denn Claus Weselsky arbeitet gerade fieberhaft am Ende kleinerer Gewerkschaften wie der seinen. Denn der Gesetzentwurf von Andrea Nahles, der vorsieht, dass künftig nur noch die größte Gewerkschaft in einem Unternehmen die Tarifverhandlungen führen soll, wobei die Anschlüsse dann für alle Arbeitnehmer gültig sein sollen, macht in der Praxis kleinere Gewerkschaften wie die GDL vollkommen überflüssig. Sollte Nahles Entwurf zum Gesetz werden, wird die Folge eine große Konkurrenz unter den Gewerkschaften sein, was wiederum dazu führen dürfte, dass es immer schwerer würde, die erforderlichen 75 % der Mitglieder bei einer Urabstimmung zum Streiken zu bewegen. Dass sich ausgerechnet ein Gewerkschaftschef wie Weselsky als Totengräber der kleinen Gewerkschaften betätigt, ist erstaunlich.

Leidtragende werden natürlich wieder die Berufspendler und Fernreisenden sein. Arbeitnehmer verlieren ihre Urlaubstage durch den Streik, falls sie es nicht bis zur Arbeitsstelle schaffen und riskieren sogar Abmahnungen, wenn der Chef mies drauf ist. Wo bleibt denn bitte die Solidarität der GDL mit der arbeitenden Bevölkerung? Merken die GDL-Mitglieder denn nicht, dass niemand mehr ihren kaum noch nachvollziehbaren Streik unterstützt?

Claus Weselsky ruft gerade den Todeskampf seiner Gewerkschaft aus. Mag sein, dass er die Bahn dazu erpresst, einen zweiten Tarifvertrag zu akzeptieren. Das sollte er als Erfolgserlebnis aber möglichst schnell auf die Reihe bekommen, denn an einem solchen “Erfolg” wird er sich nicht lange erfreuen können. Denn schon im Dezember berät der Bundestag mit einer satten Mehrheit den Gesetzentwurf von Andrea Nahles, die es angesichts dieser Streikwelle nicht schwer haben wird, diesen Entwurf durchzubekommen und damit das Ende kleinerer Gewerkschaften einzuläuten. Auch das der GDL. Ob sich Claus Weselsky dann immer noch freuen wird?

Momentan sieht es so aus, als würde der Streik noch nicht am heutigen Dienstag starten – wofür aber niemand die Hand ins Feuer legen würde. Sobald die genauen Termine des neuen Streiks bekannt sind, bietet die Bahn eine kostenlose Hotline-Nummer an – 08000 – 99 66 33. Auch aus dem benachbarten Ausland kann man sich über Einschränkungen im Zugverkehr informieren – unter der Nummer 0049-1805-33 44 44 (Gebühren variieren je nach Land und Provider).

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