Straßburg – der Weihnachtsmarkt wird ein Weihnachtsbaum

Auch die Stadt Straßburg muss angesichts der Coronakrise ihre Pläne für den Weihnachtsmarkt ändern. So richtig überrascht diese Entscheidung allerdings nicht.

Nach Freiburg und Karlsruhe hat auch Strasbourg seinen Weihnachtsmarkt abgesagt. Foto: Dierk Schaefer / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Nach den zahlreichen Absagen der Weihnachtsmärkte am Oberrhein und anderswo, musste nun auch Straßburg seine Pläne ändern. Das Coronavirus hat auch den ältesten Weihnachtsmarkt der Welt in die Knie gezwungen. Vom eigentlichen Konzept für den Weihnachtsmarkt 2020 bleiben nur zwei Elemente übrig – der Name und der große Weihnachtsbaum auf dem Kléber-Platz.

Die Entscheidung von Bürgermeisterin Jeanne Barseghian überrascht niemanden mehr – angesichts der explodierenden Infektionszahlen ist klar, dass der Höhepunkt der aktuellen „zweiten Welle“ in die Zeit des geplanten Weihnachtsmarkts fallen wird und in diesen Umständen ist es schlicht nicht möglich, einen Weihnachtsmarkt durchzuführen. Wie Straßburgs OB gestern mitteilte, wird es keine Weihnachtsmarktstände geben. Ursprünglich war geplant, 300 Stände dezentral über die Stadt zu verteilen, doch auch das ist nun nicht mehr möglich. Bleibt also der Weihnachtsbaum, dazu kommen sicherlich auch die Leuchtdekorationen und das weihnachtliche Ambiente müssen nun die Geschäfte in der Innenstadt herstellen. Nur, falls im Dezember überhaupt Menschen in der Straßburger Innenstadt unterwegs sind.

Dazu wird sich die Stadt Straßburg auch um weihnachtliche Animationen in der Innenstadt kümmern, „damit wir trotzdem eine weihnachtliche Atmosphäre in der Stadt haben“, wie Jeanne Barseghian sagte.

Die Entscheidung ist bitter und leider völlig richtig. Die Marktbeschicker und Standpächter brauchen Handlungssicherheit und die ist einfach nicht gegeben. Dass die Händler einen ihre Existenz bedrohenden Umsatzwegfall hinnehmen müssen, ist schon schlimm genug. Aber wenigstens muss nun niemand mehr in seinen Stand investieren, nur um dann später zu erfahren, dass der Weihnachtsmarkt doch abgesagt wird.

Das Jahr 2020 ist ein Jahr zum Vergessen und man kann nur hoffen, dass 2021 besser wird. Zu einem Zeitpunkt, zu dem ganz Europa ernsthaft über neue Ausgangssperren und weitere verschärfte sanitäre Maßnahmen nachdenkt, ist die Planung eines „normalen“ Weihnachtsmarkts einfach nicht möglich.

Für den Einzelhandel, die Hotels und Restaurants Straßburgs ist diese Nachricht eine neue Katastrophe, denn man muss bedenken, dass der Straßburger Weihnachtsmarkt normalerweise über 2 Millionen Touristen in die Stadt spült und viele Akteure der lokalen Wirtschaft erwirtschaften einen großen Teil ihres Jahresumsatzes während dieser Adventswochen. Das wird auch zukünftig so sein, nur eben nicht in diesem verflixten Jahr 2020.

Die Verantwortlichen der Stadt werden alles daran setzen, dass die Adventszeit in Straßburg so weihnachtlich wird wie nur irgend möglich. Nur – es wird keine Stände geben, an denen man mit Freunden einen oder zwei Gläser Glühwein trinken kann, an denen Weihnachtsdekorationen und Kunsthandwerk angeboten werden, an denen man Holzspielzeug und andere Geschenkideen findet.

Nun sind die Händler, Hoteliers und Gastronomen gefordert, die Innenstadt weihnachtlich zu beleben und gleichzeitig sind Stadt, Departement, Region und der Staat gefordert, Kompensationen für die dieses Jahr arg gebeutelten Händler, Gastronomen und Hoteliers zu organisieren. Viele der wirtschaftlichen Akteure der Innenstadt sind bereits in Vorleistungen getreten, haben in Waren, Dekorationen und anderes investiert und dürfen nun nicht im Regen stehengelassen werden.

Dass die Stadt bis zum letzten Moment versucht hat, dieses Monument „Weihnachtsmarkt“ zu retten, muss man ihr hoch anrechnen. Dass sie nun diese schwere Entscheidung getroffen hat, auch. Weihnachten und die Adventszeit werden dieses Jahr sehr lokal ausfallen und die Straßburger*innen werden weitgehend unter sich bleiben. Aber vielleicht ist das auch eine Gelegenheit, sich an die eigentlichen Werte dieses Fests zu erinnern.

Doch bevor man ernsthaft über Weihnachten nachdenkt, muss man sich zunächst um die nächtliche Ausgangssperre kümmern, die ab Freitagabend in halb Frankreich und auch dem Departement Bas-Rhin von 21 Uhr bis 6 Uhr morgens gilt. Und zwar für mindestens sechs Wochen.

Seien wir solidarisch, unterstützen wir unsere Händler, Gastronomen und Hoteliers, und feiern wir dieses Jahr Weihnachten im ganz kleinen Kreis. Irgendwann wird diese Pandemie auch vorbei sein und dann werden wir alle wieder durchstarten!

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