Amnesty International hinter Gittern

Eine Kunstausstellung in der Barrage Vauban macht auf die Arbeit von Amnesty International aufmerksam – und lädt ein zur aktiven Mitarbeit für die weltweite Durchsetzung der Menschenrechte

Und am Ende siegt dann doch die Freiheit - Unrecht dauert niemals ewig... Foto: Alain Hoeffele / facebook AI Alsace

(Michael Magercord) – Die Barrage Vauban ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Touristen in Straßburg, sondern auch für die Straßburger eine wichtige Durchgangsverbindung zwischen den beiden Ufern der Ill. Einst war die überdachte Brücke ein Teil der Befestigungsanlagen, erbaut von ihrem Namensgeber. Und genau danach sieht es auch aus, und so manchen, der entlang an den Gitterstäben vom Hotel de Departement zum Museum für Moderne Kunst geht, beschleicht schon mal ein gruseligen Gefühl.

Ausgerechnet hier hat sich nun Amnesty International eingerichtet, zumindest für zwei Wochen. Solange nämlich ist dort noch die Ausstellung „Refuser la violence“ zu sehen. Sieben ortsansässige Künstler haben ihre Werke hinter die Gitter gebracht und machen so aufmerksam auf die Arbeit der Menschenrechtsorganisation. Und das zu einer Zeit, wo die Organisation selbst in das Visier geraten ist. In der Türkei sitzen etliche führende AI-Mitarbeiter im Gefängnis.

Nichtsdestotrotz kämpft AI weiter für Häftlinge in der ganzen Welt und das vor allem mit einem Mittel: öffentlicher Aufmerksamkeit. Informationsveranstaltungen, Unterschriftensammlungen, aber das wohl wichtigste sind die Briefe, die im Namen von Häftlingen direkt an Regierungsstellen geschickt werden. Und tatsächlich gibt es immer wieder Erfolge, wenn Tausende von Schreiben aus der ganzen Welt eintreffen und den Regierungen klarmacht, dass keiner der von ihnen Weggesperrten vergessen wird. Odile Perez, die Organisatorin der Ausstellung, drückte es auf der Vernissage am Samstag so aus: „Das Schlimmste ist das Schweigen“.

Die Künstler haben nicht geschwiegen, im Gegenteil, sie haben das Gitterband in eine Galerie verwandelt. Denn für sie gilt die Devise von Amnesty: Jeder einzelne, der aus politischen Gründen verhaftet wird, steht für alle, die für Menschenrechte eintreten. Neben den Gipsstatuen, die dort schon immer standen, sind nun Gemälde, Skulpturen und auch eine Spiegelinstallation mit Selbstverhaftungseffekt in den Gewölbeabschnitten zu sehen. Eindrucksvoll sind die in einer der Zellen ausgelegten Grafiken von Alain Haeffele. Abstrakte Gesichter von Flüchtlingen, die fast aussehen, wie ein Fingerabdruck ihrer Daumen – denn jedes Massenschicksal ist eben doch immer auch ein Einzelschicksal.

„Refuser la violence“ – Amnesty International
Kunst- und Infoausstellung in der Barrage Vauban, Straßburg
noch bis 30. September

Informationen zu Amnesty International in Strasbourg.

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