Gebietsreform in Frankreich: Alea jacta sunt…

Die unterirdisch schlechte Kampagne der Befürworter einer eigenständigen Region Elsass hat genau zu dem Ergebnis geführt, das eigentlich alle verhindern wollten.

Schade, dass sich die Befürworter einer Region Elsass darauf beschränkt haben, sich gegenseitig zu versichern, was für gute Elsässer sie doch sind. Das war die falsche Taktik. Foto: Paralacre / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Zukünftig, so die Entscheidung des französischen Parlaments, wird Frankreich nicht mehr aus 22, sondern nur noch aus 13 Regionen bestehen. Darunter die Großregion Ostfrankreichs, die eigentlich niemand haben wollte – Elsass-Lothringen-Champagne-Ardenne. Von den Vororten der Hauptstadt Paris bis an den Rhein. Eine Region, die in ihrer Größe und ihren Realitäten niemandem so richtig Freude macht. Das ist die Quittung für die dümmlich-populistische Kampagne der Elsässer Konservativen, die sich so ungeschickt verhielten und so unsäglich schwach (eigentlich gar nicht) argumentierten, dass in Paris niemand das Bedürfnis verspürte, diese seltsame Mischung aus Konservativen, um ihre Posten kämpfende Lokalfürsten und Autonomisten alleine zu lassen. Lothringen und die Champagne-Ardenne werden also eine Art Aufpasser für das Elsass sein – das alte Misstrauen zwischen Frankreich und dem Elsass, dem man immer eine zu große Zuneigung zum deutschen Nachbarn unterstellte, ist wieder aufgebrochen.

Auch, wenn sich nun alle ärgern und nach Einspruchmöglichkeiten suchen, wäre es an der Zeit, die Situation mit etwas weniger Emotion zu betrachten. Das Geschwätz, dass diese Gebietsreform die elsässische Identität töten würde, ist natürlich ausgemachter Quatsch. Eine regionale Identität hängt nicht vom Verwaltungsstatus einer Region ab, sondern von ganz anderen Dingen. Genau so, wie Baden nicht durch die Fusion mit Württemberg aufgelöst wurde, so wird auch die elsässische Identität weiterleben, selbst wenn die Verwaltungen anders organisiert sind als bisher. Doch gerade diese Argumentationen haben das Misstrauen in Paris und dem Rest Frankreichs geschürt, diese irrationalen und geradezu blöden Argumente, auf denen die Konservativen im Elsass geritten sind, wobei sie die richtigen Argumente für eine Region Elsass einfach nicht kommunizieren konnten.

Als nächster Schritt wird eine Kommission aus Mitgliedern des Senats und der Nationalversammlung eingerichtet werden, die einen Kompromiss ausloten soll, den es aber nicht geben wird. Noch vor Weihnachten kommt es dann zur endgültigen Abstimmung, die angesichts der Mehrheitsverhältnisse im französischen Parlament eine klare Sache sein wird.

Um diejenigen zu beruhigen, die nun eine elsässische Identitätskrise heraufbeschwören wollen, stimmte das französische Parlament auch gleich dafür (einstimmig), dass die Hauptstadt dieser neuen ostfranzösischen Region Straßburg sein sollte. Seltsamerweise hört man im Moment die Menschen in Reims oder Nancy gar nicht laut darüber jammern, dass dadurch die Identität Lothringens und der Champagne getötet würde…

Und wieder einmal zeigt sich, dass die Menschen Unrecht haben, wenn sie sich so genannten kleinen Wahlen auf lokaler oder regionaler Ebene verweigern. Das Personal, welches das Elsass in dieser schwierigen Frage vertreten sollte, hat sich als absolut unfähig erwiesen. Vielleicht sollten die konservativen Wähler im Elsass einmal darüber nachdenken, bevor sie jetzt die Sozialisten dafür verteufeln, dass diese eine längst überfällige Reform angehen. Dass diese nun anders aussieht, als man das eigentlich wollte, liegt vor allem in der Verantwortung von Lokalfürsten, die nicht in der Lage waren, Paris und Frankreich verständlich zu machen, warum das Elsass ohne Fusion mehr für Frankreich gebracht hätte als in der jetzigen Konstellation. Der richtige Moment, sich an dieses kollektive Versagen der elsässischen Konservativen zu erinnern, ist beim nächsten Urnengang…

1 Kommentar zu Gebietsreform in Frankreich: Alea jacta sunt…

  1. Est et pas sunt: alea ( neutre pluriel) est suivi d’un verbe au singulier.J’ai quand même lu cet excellent article avec un allemand plus approximatif que mon latin très classique et forcément sommaire. Mais quand même..

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