Gut und Gerne – Heute ein König

Heute fängt hier in Frankreich eine neue Ära an. Das strenge „confinement“ ist aufgehoben. Wichtige Änderungen unter anderem: Bewegungsradius 100 Kilometer statt einem, 24 Stunden Ausgang am Tag statt einer.

So - solche Spaziergänge sind ab heute im Elsass wieder möglich. Geniessen Sie es! Foto: Mats Meeussen / CC-BY-SA 4.0int

(Mats Meeussen) – Was bedeutet die neue Ära, die heute anbricht? Eine Vorstufe zur Rückkehr zum Alten? Zu einem Alten mit Abstrichen? Mit Pluspunkten? Oder halt was ganz Neues? Zeit, sich irgendwo einen Felsen mit Ausblick oder etwas ähnliches zu suchen, nachzudenken – und gescheit zu picknicken.

Am Anfang steht, nachdem ich schon etwas auf meinem Balkon nachgedacht habe, ein Dankeschön. An Sie. Erinnern Sie sich? „Gut und Gerne“ Nummer 1 startete am 11. März und sollte Sie in das ein oder andere Restaurant in Straßburg und seiner Umgebung entführen – lesend in einem ersten Schritt, essend in einem zweiten.

Am 11. März hatte ich nicht damit gerechnet, wochenlang in meine Wohnung gesperrt zu sein, mit oben genanntem zeitlich und örtlich stark eingeschränktem Radius. Vielmehr: wie in den vorigen über 40 Jahren meines Lebens hatte ich so etwas für völlig ausgeschlossen gehalten.

Wie Sie wissen, es kam anders. Und es war erstaunlich okay. Kurz anhalten, nachdenken: wenn man mit krassen Sachen konfrontiert ist, meistert man die. Der Mensch ist ein Chamäleon.

Aber: Genau hier sind wir auch beim Dankeschön. Um Ihnen eine gewandelte „Gut und Gerne“-Kolumne bieten zu können, musste ich mich anstrengen, das Konzept umstricken. Das hat mich abgelenkt, ein Wert an sich. Aber ich wollte auch etwas Positives in die Welt setzten. Deshalb musste ich gewissermaßen sehr sensible Antennen aufstellen, um gute Vibrationen aufzufangen. Diese Konzentration auf Schönes hat mir geholfen, mit einer erstaunlich guten Laune durch diese Tage zu kommen. Auch wenn es mal „cabin fever“ gab. Danke also. Und wenn ich Ihnen durch meine Kolumne etwas Lockerheit und Freude in Ihre Tage bringen konnte, hätte ich meine kleine Mission wirklich mit Erfolg gemeistert.

Das klingt jetzt so feierlich. Ist „Gut und Gerne“ damit erstmal beendet? Nein. Normale Restaurantkritiken bleiben aus gutem Grunde unmöglich, und wenn das dabei hilft, dieses verfluchte Virus zu bekämpfen, dann ist das halt so.

Aber ich hatte Sie ja dennoch auf einige Restaurants aufmerksam gemacht in dieser Zeit, sieben, glaube ich. Für To Go oder für später. Jetzt, da der Radius größer wird, könnte ich das ausbauen.

Ich hatte auch darüber geschrieben, dass Essen erlaubt, im Kopf zu reisen, nach Italien, China – auch und gerade jetzt, um nicht in Nationalismen zu verfallen. Da geht also auch noch einiges für die Kolumne.

Freundschaft, Nachbarschaft – auch das waren Themen meiner Kolumne, ebenfalls vertiefungswürdig.

Einmal hatte ich es von der Biobauernkooperative Coccinelle, bei der ich nun jede Woche eingekauft habe und von der ich ein großer Fan geworden bin. Und dass, obwohl ich eigentlich jemand bin, der gerne über den Markt schlendert und sich ohne Einkaufszettel inspirieren lässt. Doch das Modell des fertig gepackten Säckleins hat was – es ist erfrischend einfach und regt die Kreativität im Nachhinein an, wenn man in der Küche steht und sich mit der Frage „What the F*@# should I cook?“ konfrontiert sieht.

Für Ihre kommende Wanderung schlage ich Ihnen einen Rote-Beete-Apfel-Karotten-Salat vor, der so zustande kam. Nehmen Sie noch etwas Brot mit, Butter, vielleicht eine Dose Fisch, einen Weißwein. Und wenn Sie gestärkt auf dem Felsen oder sonstwo sitzen, denken Sie mal nach: Was wollen Sie in die Zukunft mitnehmen aus diesen Wochen? Was davon in der neuen Ära ganz fest einplanen? Natürlich ist vieles ungewiss, aber es liegt an uns, wie diese neue Ära wird. Wenn möglich: besser!

Nun das Rezept:

Rohe Rote Beete, Karotten, Äpfel und ggf. Zwiebel in sehr kleine Würfel schneiden oder häckseln.
Vinaigrette aus Apfel-Essig (2/5) und Distelöl (3/5), Pfeffer, Salz, ggf. eine Zehe Knoblauch ‘reindrücken.
Gut durchmischen.
Ab in gut schließendes Gefäß.
Ab in Rucksack.
Und los.
Und nur fürs Protokoll: sehr günstig ist es auch.

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